Den be quiet! Pure Rock Slim 2 sieht der Hersteller als Einsatzgebiet in leisen und kompakten Multimediasystemen. Dabei hebt er sich schon optisch von der Dark Rock Serie ab, denn die schöne schwarze Beschichtung ist hier nicht anzutreffen. Dafür soll er im Gegenzug mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugen können. Aus diesem Grund ist auch ein Pure Wings 2 92mm PWM verbaut. Unseren Eindruck und Messerergebnisse erhaltet ihr folgend.
Das Namensschema von be quiet! ist eigentlich leicht zu entschlüsseln. Liest man Pure Rock, dann gibt es einen Hinweis darauf, dass es sich um einen Einstiegskühler handelt. Der Hersteller spricht selbst von der Essential Linie, man liefert hier also das Wesentliche ab. Für einen CPU-Kühler bedeutet dies, dass er kühlt. Beim Pure Rock 2 Black hat der Hersteller dieses Vorgehen ein wenig aufgebrochen und bietet diesen ebenfalls mit der schwarzen Beschichtung an, welche sonst den teureren Kühlern vorbehalten war. Beim Pure Rock Slim 2 gibt es diese Variante nicht. Der Zusatz Slim verrät hier dann zusätzlich, dass es sich um ein kompakteres Modell handelt.
Konkret ist das gesamte Konstrukt nur 135 mm hoch bzw. flach. Erreicht wird dies, da man auf einen 92 mm Lüfter setzt. Es handelt sich dabei um den be quiet! Pure Wings 2 92mm PWM. Dieser arbeitet mit maximal 2000 U/min und soll dann maximal 25,4 dB an den Tag legen. Vibrationsdämpfer gibt es nicht und man greift auch zu einem einfachen Rifle Lager.
Interessant ist unter anderem, dass der Hersteller den Single-Tower selbst asymmetrisch gestaltet hat, sodass man die Kompatibilität noch weiter steigert. Drei 6 mm Kupfer-Heatpipies verlaufen also leicht schräg von der Bodenplatte zu den 44 Aluminium-Finnen. Aufgenommen wird die Abwärme des Prozessors direkt von den Wärmerohren (HDT), welche für eine eben Fläche in eine Aluminium-Platte eingelassen sind. Erkennen kann man das beim Auspacken kaum, denn die Wärmeleitpaste ist bereits aufgetragen.
Komplett einfach bzw. "essenziell" ist der Pure Rock Slim 2 aber dann auch nicht. Der obere Abschluss wird von einer etwas dickeren Aluminium-Finne mit Schriftzug gebildet. Zudem sind die Kupfer-Heatpipes mit Aluminium-Kappen versehen. Einfach trifft hingegen auch auf das Montage-System zu, aber im Sinne von einfach zu montieren. Genau wird dies auf der folgenden Seite visualisiert.
Insgesamt soll die Kombination aus Kühler und Lüfter eine TDP von 130W bewältigen können. Der Wert bezieht sich aber sicherlich wieder auf die maximale Drehzahl, sodass sich beim Testergebnis ein ähnliches Bild wie beim Noctua NH-U9S chromax.black ergeben könnte, welcher ähnliche Maße vorweist.
Lieferumfang & Kühlermontage
Zum Lieferumfang passt Pure schon recht gut. Denn neben dem Kühler und Lüfter sind nur die beiden Klammern zur Hochzeit der beiden enthalten, sowie ein weiteres Montage-Kit für die Intel Sockel. Interessant ist hier aber, dass man dem AMD Sockel die Priorität einräumt und die zugehörigen Halter bereits vormontiert hat. Wie bereits angesprochen, ist die Wärmeleitpaste bereits aufgetragen, Ersatz liegt nicht bei. Man kann ihn somit erstmal nur einmal montieren, ohne welche nachzukaufen.
- Intel: LGA1200, LGA1151, LGA1150, LGA1155
- AMD: AM4, AM3(+)
Montage auf Sockel AM4
Die Montage auf dem Sockel AM4 (und auch den anderen AMD Sockeln mit Halterahmen) ist wirklich sehr einfach gestaltet. Denn die passende Halterung ist bereits vormontiert. Man braucht den Kühler also nur noch aufsetzen, wobei man aufpassen muss, dass die Ösen über die Nasen rutschen. Dann braucht man nur noch die beiden Hebel umlegen. Fertig. Auf dem MSI B450 Tomahawk Max gab es keine Probleme, auch beim RAM nicht. In alle Richtungen ist genügend Platz vorhanden.
Montage auf Sockel LGA1200
Für die Montage auf den Intel Sockeln braucht es eine kurze Vorbereitung. Man schraub zunächst die AMD-Halterung ab und ersetzt sie durch die beiden anderen beiliegenden Brücken mit den selben Schrauben. Auch dann kann man den Kühler wieder direkt aufsetzen. Als Vorbereitung sollte man die Push-Pins entgegen der aufgebrachten Pfeile drehen. Sitzt der Kühler auf der CPU, braucht man dann nur noch die Pins herunter drücken bis sie einrasten. Fertig! Zum Lösen dreht man die schwarzen Enden einfach in Richtung Pfeil. Da der Pure Rock Slim 2 nicht besonders schwer ist, hält das System ganz gut. Vertrauenserweckend waren Push-Pins aber in meinen Augen irgendwie noch nie. Auf dem MSI MPG Z590 Gaming Carbon WiFi gibt es ebenfalls keine Kompatibilitäts-Probleme.
Testsystem vorgestellt: Hardware
Um valide Ergebnisse bei den Kühler-Tests aufzeigen zu können, kommt immer dasselbe System zum Einsatz, an welchem keine Veränderung getroffen werden. Die Basis stellt das Corsair Carbide 678C dar. Dieses bietet sehr viel Platz für große Radiatoren oder Luftkühler und ist bereits ab Werk mit drei ML140 Lüftern bestückt. Diese kommen bei den Luftkühler-Tests auch immer zum Einsatz, bei den Tests einer Wasserkühlung wir der Lüfter in der Front demontiert. Zudem wird im Top das Mesh-Gitter eingesetzt, statt der Dämmplatte. Genaueres zum Gehäuse kann man im zugehörigen Test nachlesen.
Eingezogen ist hier ein AMD AM4-System. Konkret befindet sich ein AMD Ryzen 7 1700X mit einer TDP von 95W im Sockel des MSI B450 Tomahawk Max, welcher mit fixierten 3,5GHz bei 1,25V betrieben wird. Dadurch wird die automatische Übertaktung mittels XFR umgangen und dennoch in etwa die typische Wärmeabgabe des Achtkerners erreicht. Der CPU zur Seite steht ein 16 GB RAM-Kit. Die beiden Riegel der Corsair Vengeance LPX bauen relativ flach, womit zu keinem Zeitpunkt mit Kompatibilitätsproblemen zu rechnen ist. Damit das Grundsystem als leise bezeichnet werden kann, kümmert sich um die Bildausgabe eine MSI Radeon RX 5700 XT Gaming X, bei welcher sich die Lüfter ohne Grafiklast nicht drehen.
Mit Energie wird das System durch ein Corsair RM650 versorgt. Das Netzteil ist mit einer 80 PLUS Gold Effizienz zertifiziert und mit einem 135 mm Lüfter versehen. Dieser springt aber nur dann an, wenn er benötigt wird, ansonsten ist der Energiespender komplett lautlos. Ergänzt wird das Netzteil durch ein Corsair Pro PSU Cable Kit mit einzeln ummantelten Kabeln. Das Betriebssystem nimmt Platz auf einer Corsair MP510 mit 240 GB. Durch den Einsatz einer M.2 SSD werden weitere unnötige Kabel eingespart. Neben Windows 10 Pro ist eigentlich nur iCUE und Prime 95 als Software zu nennen. Denn als Lüftersteuerung kommt ein Corsair Commander Pro zum Zuge. Dieser kann Lüfter nicht nur mit PWM oder Spannung drehzahlgenau regeln, sondern bietet zudem auch externe Temperatursensoren. Weiterhin lassen sich in der Software die Temperaturwerte der Hardware darstellen und auch loggen.
Kühlertestsystem im Detail vorgestellt | ||
Prozessor | AMD Ryzen 7 1700X | ![]() ![]() ![]() ![]() |
Mainboard | MSI B450 Tomahawk Max | |
Storage | Corsair MP510 240 GB | |
RAM | 16 GB Corsair Vengeance LPX DDR4-3200 | |
Netzteil | Corsair RM650 | |
Grafikkarte | MSI Radeon RX 5700 XT Gaming X | |
Gehäuse | Corsair Carbide 678C | |
Controller | Corsair Commander Pro | |
Wärmeleitpaste | Arctic MX-4 | |
sonstiges | ||
Testverfahren Hardware
Damit die CPU in jedem Test gleich beansprucht wird, kommt Prime 95 v29.8b6 mit Custom Einstellungen zum Einsatz. Gewählt wird 8K FFT, was die höchste Heizleistung erzeugt. Zudem wird immer der gleiche Speicherbereich getestet, also ein Haken bei FFTs in-place gesetzt. AVX2 sowie AVX werden deaktiviert. Die Zeit wird auf 120min eingestellt, sodass genügend Zeit für den Run zur Verfügung steht.
Während die Gehäuselüfter bei 600 U/min fixiert werden, wird die Drehzahl der Lüfter oder die Lüfter auf dem Kühler oder Radiator variiert. Zunächst wird die höchste Drehzahlstufe eingestellt und das System eingeheizt. Ändert sich die Temperatur der CPU nicht weiter, wird mit dem Loggen der Messwerte begonnen. Nach etwa einer Minute wird die Drehzahl um 200 U/min gesenkt und diese Stufe wieder so lange beibehalten, bis sich die CPU-Temperatur nicht weiter verändert. Auch dieser Zustand wird dann ~1min geloggt. Insgesamt wird der Prozess so lange durchgeführt, bis die Lüfter keine Veränderung mehr zulassen. Zu jeder Zeit wird auch die Raumtemperatur mit zwei externen Sensoren ermittelt und ebenfalls geloggt.
Insgesamt erhält man somit einen Datensatz, aus dem sich die Differenz zwischen Raum- und Prozessor-Temperatur sehr genau bestimmen lässt und das für ein breites Drehzahl-Spektrum. Für jede Stufe wird auch der Schalldruckpegel ermittelt, allerdings werden hierfür auch Gehäuselüfter noch weiter gedrosselt und zudem die Front-Tür des Gehäuses geschlossen, welche während des Testdurchlaufs sonst offen steht.
Messwerte: Temperatur
Wie bereits eine Seite zuvor geschrieben, wurden alle Kühler unter identischen CPU-Bedingungen getestet. Die ermittelten Testergebnisse entsprechen ausschließlich denen der Komponenten unseres Testsystems. Abweichende Konfigurationen dieser Hardware-Zusammenstellung haben unausweichliche Änderungen, der von uns erzielten und dargestellten Messwerte zur Folge. Neben der Fixierung des Takts sowie der Spannung des Prozessors, wurde auch die Drehzahl der Lüfter im Gehäuse auf 600U/min fixiert, so ergibt sich eine ideale Vergleichsgrundlage aller Modelle.
Als Konkurrenz findet sich im Testfeld aktuell nur der Noctua NH-U9S chromax.black wieder, da dieser ebenfalls auf einen 92 mm messenden Lüfter setzt. Die ähnlichen Abmessungen und die Auslegung erkennt man aber auch schnell an den Messwerten. Bis 1000 U/min reicht die Leistung nicht aus, dass der Pure Rock Slim 2 die CPU vorm Drosseln abhält. Bei 600 U/min wird der Takt auf 2,3 GHz, bei 800 U/min auf 2,8 GHz und bei 1000 U/min auf 3,2 GHz abgesenkt, damit die Temperaturgrenze des AMD Ryzen 7 1700X nicht überschritten wird. Danach trennen die beiden genannten Kühler nur wenige Grad. Zu den ersten Kühlern mit 120 mm Lüftern bleibt ein Abstand von ~5°C, was vielleicht auch für den ein oder anderen auch schon irrelevant sein könnte.
Messwerte: Lautstärke
Gemessen wird mit einem Schallpegelmessgerät "PCE 318" und aus 50 Zentimeter Abstand zum linken Seitenteil des Gehäuses. Dabei wird die Front-Tür geschlossen. Die drei im Gehäuse verbauten 140 mm Lüfter werden auf 400 U/min fixiert. Die Lüfter auf der Grafikkarte sowie im Netzteil stehen still.
Bei der Lautstärke profitiert der be quiet! Pure Rock SLim 2 vom kleinen Durchmesser des Lüfters, zumindest wenn man bei gleicher Drehzahl die Vergleiche zieht. Der Pure Wings 2 PWM Lüfter sorgt für eine sehr gute Positionierung im Testfeld und misst sich hier mit dem Noctua NH-L9a-AM4 chromax.black. Der NH-U9S chromax.black bzw. dessen NF-A9 PWM chromax.black ist minimal lauter. Generell lässt sich sagen, dass der Kühler schon ein Potential für ein leises System liefert, natürlich mit Abstrichen bei der Leistung. Besser sieht man das noch einmal auf der folgenden Seite.
Zusammenhang von Lautstärke und Kühlleistung
Die beiden vorherigen Seiten liefern zwar schon Messwerte, aber so richtig interessant wird es erst, wenn man die Messung der Temperaturen mit den gemessenen Lautstärke-Werten in Zusammenhang bringt. Hier offenbart sich sozusagen die Effizienz der Kühler. Folgend wird also die Kühlleistung bzw. die Temperaturdifferenz zwischen CPU und Raumluft über der erzeugten Geräuschkulisse aufgetragen.
Die Effiezienz des be quiet! Pure Rock Slim 2 kann man auf den ersten Blick natürlich als nicht besonders gut ansehen. Aber im unteren Lautstärkebereich schneidet er gar nicht so schlecht ab. Bei knapp über 31 dBA kann man sogar die beiden Cooler Master CPU-Kühler in Schach halten. Danach ergibt sich immer ein Abstand von ~5°C zu den schlechtesten 120 mm Kühlern bei gleicher Lautstärke. So schlecht ist das nicht. Der Noctua NH-U9S chromax.black zeigt beinahe genau die selbe Leistung.
Fazit
Der be quiet! Pure Rock Slim 2 richtet sich vornehmlich an Nutzer, die wenig Platz im Gehäuse haben. Denn mit ~24 € gehört er zwar immer noch zu den eher günstigen CPU-Kühlern, es gibt aber auch größere Kühler zum selben Kurs (z. B. Arctic Freezer 34). Es lässt sich aber auch festhalten, dass der Kühler die kompakten Maße effizient ausnutzt und bei geringer Lautstärke die Test-CPU genügend kühlen kann. Neue Bestwerte erreicht er natürlich nicht, aber in einfachen Systemen sollte er vor keine große Herausforderungen gestellt werden. Vorteil ist dabei die echt geringe Lautstärke, welche sich eigentlich über das gesamte Drehzahlband erstreckt.
Positiv sticht auch die AMD-Halterung hervor. Der Kühler lässt sich sozusagen in Sekunden auf einem AM4 Mainboard montieren. Dass die Wärmeleitpaste bereits aufgetragen ist, ist in dem Moment ein Vorteil, allerdings lässt er sich so auch nur einmal nutzen ohne welche nachzukaufen, sollte man ihn mal entfernt werden. Die Montage auf den Intel Sockeln fällt dank Push-Pins ebenfalls sehr einfach aus.
In der Summe erhält der geneigte Käufer mit dem be quiet! Pure Rock Slim 2 einen kompakten Kühler mit geringer Lautstärke, adäquater Leistung und solider Verarbeitung. Mit ~24 € geht der Preis auch in Ordnung, obwohl die Konkurrenz auch schon für 5€ weniger zu bekommen ist. Es hat sich aber auch gezeigt, dass der Noctua NH-U9S chromax.black nicht viel besser macht bzw. viel zu teuer ist.
be quiet! Pure Rock Slim 2