Die be quiet! Silent Wings 3 PWM sind die dritte Generation der Premium-Lüfter des Herstellers. Sie unterscheiden sich von den günstigeren Modellen durch gleich mehrere Faktoren, die nicht nur für eine höhere Leistung sorgen sollen, sondern auch für einen leiseren Betrieb. Welche Features das genaus sind und ob sie sich tatsächlich positiv abheben können, wollten wir uns nochmal im Detail anschauen.
Wie auch beim be quiet! Pure Wings 2 PWM, gibt es auch vom be quiet! Silent Wings 3 PWM zwei Modell-Varianten mit 120mm Rahmenbreite. Der Unterschied liegt hier ebenfalls bei der maximalen Drehzahl bzw. dem abrufbarem Drehzahlband. Während das reguläre Modell in einem Bereich von ~150 bis 1450 U/min arbeiten, kann man die Highspeed-Variante mit ~270 bis 2200 U/min betreiben.
Dass die Lüfter einer höheren Klasse zugeordnet werden wollen, erkennt man direkt schon an der Verpackung. Sie sind im Umkarton noch einmal extra verstaut, ebenso das Zubehör. Und auch dieses zeigt direkt, dass man in den vorliegenden Lüfter vermutlich ein paar Euro mehr investiert hat. Der Hersteller legt nämlich zwei Systeme zur Montage bei.
Detailansicht
Steck man nicht ganz in der Materie, lässt sich ein Silent Wings 3 Lüfter aber dennoch immer schnell identifizieren. Charakteristisch ist der Trichterförmige Einlass. Durch dieses Prinzip wird der Querschnitt etwas vergrößert, wodurch also mehr Luft angesaugt werden kann. Rückseitig ist der Auslass dann aber wieder rund bzw. kleiner, sodass der Venturi-Effekt ein wenig seine Anwendung finden dürfte. Ein weiteres Merkmal besteht darin, dass die Kanten auf beiden Seiten mit einer Gummi-Lippe versehen sind. Somit werden die Lüfter auch bei Kontakt mit dem Gehäuse, Kühler oder Radiator ein wenig entkoppelt. Dieses Feature besitzen die Shadow Wings 2 allerdings auch.
Das Thema Entkopplung kann man bei der Montage zudem auf zwei Wege angehen. Verbaut man die Silent Wings 3 in einem Gehäuse, kann man sie mit Pins befestigen, ähnlich wie beim Shadow Wings 2. Alternativ lassen sie sich durch das zweite Paar Ecken aber auch anschrauben. Die größere Bohrungen dieser Befestigung eignet sich dann aber auch für den Einsatz auf einem Radiator oder einem Kühler.
Die Ecken werden einfach auf die Schienen aufgeschoben und rasten dann ein. Beide Systeme sind Gummi-gelagert, sodass Vibrationen nicht direkt übertragen werden sollen. Generell soll der sechsphasige Motor aber schon ein Vibrieren unterbinden und für einen sehr ruhigen Lauf sorgen. Etwas Schade ist aber, dass man auch hier die typischen Lüfterschrauben mit sehr kleinem Kopf beilegt. Diese rutschen manchmal durch Langlöcher.
Vergleich
Der Vergleich mit den anderen Lüftern des Herstellers wurde zwar bereits bei den anderen beiden Modellen vorgenommen, soll hier aber auch nicht fehlen. Zum Einen kann man den Rahmen nennen, welcher beim Silent Wings 3 nicht nur durch den Trichter und die Gummi-Lippen grundlegend anders ausfällt, sondern auch durch die flexiblen Montage-Systeme. Ein weiterer Unterschied ist beim Rotor vorzufinden, welcher durch die breiteren Schaufeln auf einen höheren statischen Druck ausgelegt ist. Nicht sichtbar ist die Elektronik und Mechanik des Antriebs. Statt Rifle-Lager setzen die Silent Wings 3 auf ein Fluid-Dynamic-Lager, dass nicht nur leiser, sondern auch deutlich langlebiger ist (300.000h vs. 80.000h). Der Motor ist mit sechs Phasen stellt einen weiteren Unteschied dar.
Bei der Leistung gibt es durch die verschiedenen Maßnahmen natürlich auch Unterschiede. Bevor die Testergebnisse vorgestellt werden, sollen die drei standard-120mm-PWM-Modelle noch einmal mit ihren Spezifikationen gegenübergestellt werden. Da das Messverfahren des Herstellers nicht bekannt ist, wird natürlich nicht angestrebt die Spezifikationen zu bestätigen, sondern auf eigener Grundlage ein Vergleich, auch mit diversen Lüftern anderer Hersteller, erstellt.
Pure Wings 2 PWM | Shadow Wings 2 PWM | Silent Wings 3 PWM | |
Drehzahl @ 100% PWM | 1100 U/min | 1500 U/min | 1450 U/min |
Air Flow @ 100% PWM | 65 m³/h | 87 m³/h | 80,47 m³/h |
Luftdruck @ 100% PWM | 0,82 mmH2O | 1,25 mmH2O | 1,79 mmH2O |
Lautstärke @ 100% PWM | 15,9 dBA | 20,2 dBA | 16,4 dBA |
Test- und Messsystem
Um künftig auch valide Werte hinsichtlich der Leistungsfähigkeit eines Lüfters liefern zu können, haben wir selbst zum "Bastelmesser" gegriffen und einen Prüfstand kreiert. Dieser verfolgt insgesamt das Ziel, dass die bewegte Luft des Lüfters kanalisiert wird. Misst man dann die Geschwindigkeit der Luftsäule und kennt deren Durchmesser, lässt sich der Volumenstrom berechnen, welchen die Hersteller immer gerne angeben um die Leistungsfähigkeit ihrer Produkte anzugeben. Zunächst braucht es also eine Idee, was man als Kanal einsetzen kann. Dabei ist zu beachten, dass der Querschnitt nicht größer als notwendig gewählt wurde, denn laut dem Kontinuitätsgesetz ist die Strömungsgeschwindigkeit proportional abhängig vom Durchmesser. Da diese erfahrungsgemäß in geringeren Drehzahlregionen generell nicht hoch ausfällt, sollte man tunlichst vermeiden diese weiter zu verringern, will man das komplette Drehzahlband abdecken. Die komplette Vorstellung des Systems lässt sich auch hier nachlesen.
Bei der Wahl es Kanals ist man natürlich ebenfalls etwas Material gebunden. Über das Internet ließen sich bspw. Acryl-Rohre in verschiedenen Durchmessern ordern, allerdings fand sich im Baumarkt eine simplere Lösung. Genommen wurde kurzerhand ein Kanalgrundrohr DN 125, welches an der Muffe den idealen Durchmesser für 120mm Lüfter aufweist. Das Rohr verjüngt sich danach zwar etwas, das soll aber nicht weiter stören und auch der eigentliche Venturi-Effekt hierdurch soll vernachlässigt werden. Die Muffe wurde in der Nut durchsägt, wodurch eine gerade Kante zum Aufkleben der Trägerplatte ergeben hat. Für diese wurde zu 4mm dickem Acrylglas gegriffen, da sich dieses einfach verarbeiten ließ. Denn damit überhaupt Luft in das Rohr gelangen kann, braucht es natürlich eine Öffnung. Diese wurde an einen alten Alphacool-Lüfter angepasst, da dieser aus dem gesamten Sammelsorium an Lüftern die größte Austrittsöffnung zeigte. Alle anderen Lüfter können somit komplett frei in das Rohr pusten. Ergeben sich Öffnungen zur Front, werden diese abgeklebt. Bei den Corsair QL120 RGB war das bspw. der Fall, bei der Corsair HD120 RGB nicht. Befestigt werden die Lüfter mit Schrauben und Rändelmuttern.
Diese wurde an einen alten Alphacool-Lüfter angepasst, da dieser aus dem gesamten Sammelsorium an Lüftern die größte Austrittsöffnung zeigte. Alle anderen Lüfter können somit komplett frei in das Rohr pusten. Ergeben sich Öffnungen zur Front, werden diese abgeklebt. Bei den Corsair QL120 RGB war das bspw. der Fall, bei der Corsair HD120 RGB nicht. Befestigt werden die Lüfter mit Schrauben und Rändelmuttern.
Für den "Drucktest" wurde ein Radiator vorbereitet. Da kein 120mm Modell vorrätig war, das bei montiertem Lüfter komplett abgeschlossen ist, wurde ein älterer Koolance 480mm Wärmetauscher auf ein passendes Maß gebracht und neu abgedichtet. Bei diesem ist der Rahmen wie ein Shroud, es geht also keine Luft an ihm vorbei. Die komplette Vorstellung des Systems lässt sich auch hier nachlesen.
Leistung
Bei diesem Test wird der erzeugte Lufstrom der Lüfter in Abhängigkeit des eingestellten PWM-Signals gemessen. Im Grunde wird hierdurch nur das Leistungspotential der Lüfter demonstriert. Sie müssen sich dabei freiblasend und mit nachgeschaltetem Radiator beweisen, sodass man sich eventuell schon ein Urteil über ihren Einsatzzweck bilden kann.
Bei der reinen Leistung nach PWM-Stufe bekommt der Corsair HD120 RGB durch den be quiet! Silent Wings 3 PWM Highspeed zum ersten mal Konkurrenz. Im Gegensatz zu diesem kann der Silent Wings 3 allerdings bei 0 U/min starten und lässt auch im unteren Drehzahlbereich eine Anpassung zu. Der Silent Wings 3 PWM rangiert hingegen zwischen dem Pure Wings 2 PWM und Shadow Wings 2 PWM, was auf das Drehzahlband zurückzuführen ist. Aber auch er lässt sich vom Stillstand aus hochregeln.
Fügt man den Lüftern ein Hinderniss in Form eines Radiators hinzu, zeigen sich die Silent Wings 3 PWM kräftiger bzw verlieren sie weniger an Boden. So kann das Highspeed-Modell zum Ende hin den Corsair HD120 RGB und Pure Wings 2 PWM Highspeed überholen. Der non-Highspeed rutscht am Ende des Drehzahlbandes auf das Niveau des Pure Wings 2 PWM und Corsair QL120 RGB.
Lautstärke
Die Lautstärke wird aus ~35cm Entfernung gemessen. Die Lüfter sind dabei nicht mehr am Tunnel befestigt, sondern freistehend an einer Schiene. Somit sollen eventuelle Resonanzen vom Kanal vermieden werden. Der erste Ablauf erfolgt komplett frei, der zweite Ablauf mit vorgeschaltetem Radiator, durch welchen dann sozusagen gemessen wird.
Bei der Lautstärke schlagen sich beide Silent Wings 3 PWM Modelle erneut ziemlich gut. Sie liegen nur minimal oberhalb des Shadow Wings 2 PWM und beinahe über den gesamten Bereich unterhalb aller anderen Modelle. Vor allem der Silent Wings 3 PWM Highspeed zeigt mit steigender Drehzahl einen deutlichen Abstand zu den anderen schnellen Lüftern.
Durch den Radiator werden die beiden Silent Wings 3 PWM wiederrum etwas lauter. Hier kann sich nun der QL120 RGB wieder die beiden Modelle schieben. Dennoch arbeiten die beiden Lüfter noch immer mit einem geringem Geräuschpegel.
Lautstärke in Abhängigkeit der Leistung
Zuletzt wird die Lautstärke in Abnhängigkeit des Volumenstroms aufgetragen. Hiermit zeigt sich erst so richtig die Effektivität der Lüfter.
wie man dem Diagramm entnehmen kann, arbeiten die beiden Silent Wings 3 PWM recht effektiv. Sie zeigen zwar einen Knick auf, dieser passt aber zur PWM- bzw. Drehzahlkurve, welche man auch den Spezifikationen der Lüfter entnehmen kann. Davor und danach arbeiten sie sonst immer mit am leisesten pro Volumentstrom. Konkurrenz bildet hier über einen großen Bereich eigentlich nur der Corsair HD120 RGB und zu Anfang der be quiet! Shadow Wings 2 PWM.
Auf dem Radiator zeigen sie sich dann noch eine Spur effizienter, sodass sie eigentlich fast zu jeder Zeit für einen gegebenen Volumenstrom den geringsten Geräuschpegel verursachen. Für diesen Einsatz sind sie also wie gemacht, obwohl man es aufgrund des runden Rahmens nicht unbedingt vermuten würde.
Fazit
Die be quiet! Silent Wings 3 sind die Top-Modelle des Herstellers, was die Erwartung an die Lüfter nicht schmälerte. Zum einen bekommt man für den Aufpreis gegenüber den Shadow Wings 2 ein flexibleres Montage-System. Zwei verschiedene Ecken-Varianten lassen den Lüfter auf Radiatoren, Kühlern und im Gehäuse entkoppelt montieren. Das System zum Einrasten der Ecken ist clever gemacht und auch die beiden Lösungen erfüllen ihren Zweck sicherlich gut. Dass man auch die "Stiftmontage" anbietet, erleichtert die Montage zum Teil ungemein.
Die Leistung der Lüfter unterscheidet sich noch einmal deutlich zu den Shadow Wings 2 und Pure Wings 2. So bieten die Silent Wings 3 PWM auch einen Fan-Stopp an und lassen sich von 0 U/min sozusagen langsam hochregelen. Sie arbeiten dabei stets leise und bieten ein gutes Lautstärke-Leistungs-Verhältnis, vor allem wenn man sie auf einem Radiator montiert. Hier stellen sie sich als besonders effektiv heraus.
Der Preis beläuft sich beim 120mm Modell auf ~19€ Pro Lüfter, egal ob normal oder Highspeed. Damit sind die be quiet! Silent Wings 3 PWM schon nicht besonders günstig bzw. zählen zu den eher teureren Modellen am Markt. Ein Noiseblocker NB-eLoop ist aber auch nicht deutlich günstiger und die Noctua chromax.black.swap sogar noch teurer. Da diese Modelle aber noch nicht getestet wurden, bekommt der be quiet! Silent Wings 3 PWM von uns den Gold Award.
be quiet! Silent Wings 3 PWM (Highspeed)