Silverstone hat sich vor geraumer Zeit einen Namen mit teuren, aber hochwertigen Gehäusen aus Aluminium gemacht. Längere Zeit war es dann etwas stiller bzw. hat der Hersteller hier nicht weiter nachgelegt. Aktuell sind die meisten Gehäuse des Herstellers eher der Budget-Schiene zuzuordnen. Das trifft auch auf das Silverstone Fara B1 zu. Ob sich das direkt bemerkbar macht, klärt der Test.
Gerade einmal ~50€ kostet das vorliegende Sample. Es geht auch noch günstiger, aber man kann dennoch sagen, dass es sich um ein sehr günstiges Gehäuse handelt. Legt man noch einmal 10€ drauf, bekommt man das Gehäuse auch mit zwei RGB-Lüftern. Beim Serien-Modell ist hingegen nur ein 120mm Lüfter im Heck montiert. Ausgestattet sind beide Varianten mit einem Glas-Seitenteil.
Was das Gehäuse sonst noch offenbart, soll auf den folgenden Seiten geklärt werden. Einen Überblick der Spezifikationen liefert die folgende Tabelle.
Gehäuse im Überblick | ||
---|---|---|
Mainboard-Format(e) | Mini-ITX, Micro-ATX, ATX | |
Bezeichnung | Silverstone Fara B1 | |
Formfaktor | Midi-Tower | |
Preis-Gehäuse | ~50€ (Straßenpreis) | |
Hersteller-Homepage | ||
Sonstige Eckdaten | ||
Laufwerke | 1 x 3,5 Zoll 5 x 2,5 Zoll | |
Lüfter | Vorinstalliert Heck: Optional Front: Deckel: Tunnel: | 1x 120mm |
Radiator-Support | Front: Top: Rückseite: | 1x 360mm, 280mm, 240mm, 140mm, 120mm 1x 240mm, 120mm 1x 120mm |
max. CPU-Kühler-Höhe | 165 mm | |
max. GPU-Länge | 370 mm | |
max. Netzteil-Länge | 180 mm | |
Material-Gehäuse | Stahl, Kunststoff, Glas | |
Gewicht | ca. ? kg | |
Maße | 216 x 467 x 465 mm (B x L x H) | |
Sonstiges | Transparentes Logo in der Front; als RGB Variante mit 2x 120mm Lüftern erhältlich | |
Farben | Schwarz |
Impressionen Außen
Man kann beim SilverStone Farba B1 schon sagen, dass kein Platz verschenkt wird. Das was man von außen betrachtet, erhält man innen auch beinahe als kompletten Bauraum. Das liegt daran, dass der Hersteller nur an der Front für etwas "Deko" sorgt. An den Stahlrahmen hat man hier eine Kunststoff-Front angehängt, welche durch Metallgitter an den Seiten etwas aufgewertet wurde. Weiteres Highlight der Front ist das Logo im unteren Bereich. Da die Front aus lichtdurchlässigem Material gefertigt und anschließend nur schwarz beschichtet wurde, kann man dieses von innen ausleuchten. Beim Fara B1 RGB ist dies ab Werk durch den hier fehlenden Lüfter der Fall. Insgesamt merkt man schon beim ersten Anfassen, in welchem Preisrahmen man sich bewegt. Das liegt vor allem auch am sehr geringem Gewicht. Ohne die verbaute Glasscheibe nimmt dieses noch einmal merklich ab.
Das Front-Panel wurde in den Deckel integriert, sodass sich die Front ungehindert entfernen lässt. Warum man nur einmal USB 2.0 anbietet bleibt dabei ein Rätsel. Dafür gibt es typischerweise zweimal USB 3.2 Gen1 und einen 4-Pin-Headset-Anschluss. USB-C bleibt in dieser Preisklasse weiterhin verwehrt. Hinter dem Terminal sitzt ein großflächiger Staubfilter, wie man bspw. auch beim Corsair iCUE 465X o. ä. vorfindet. Es ergeben sich hier natürlich Möglichkeiten für weitere Lüftermontagen, was später auch demonstriert wird.
Rückseitig macht sich der Sparkurs dann auch wieder etwas bemerkbar. Nur die beiden oberen Slotblenden sind geschraubt, die fünf darunter muss man evtl. herausbrechen, so auch wir. Das Netzteil wird ohne Hilfsrahmen direkt am Rahmen befestigt.
Da man dem integrierten Netzteiltunnel auch Öffnungen nach oben verpasst hat, kann man das Netzteil beliebig orientiert montieren. An der Unterseite ist ein einfacher Staubschutz angebracht, sollte man den Lüfter nach außen drehen. Gelagert wird das Gehäuse auf Standfüßen aus Kunststoff.
Impressionen Innen
Die Scheibe hat man aufgrund der kurzen Rändelschrauben schnell entfernt und erhält somit Zugang zur Hauptkammer. Vorbereitet ist das Gehäuse sozusagen für Mini-ITX-Mainboards, für die anderen beiden Formate muss man die passenden Abstandshalter noch eindrehen. E-ATX passt theoretisch auch, auch wenn der Hersteller dies nicht aufführt. Selbst die Durchführungen im Tray wären dafür nicht ungünstig ausgeführt.
Im Tunnel sind neben den Durchführungen auch zwei rechteckige Lochmuster vorhanden, die den Anschein machen, als könnte man hier Lüfter aufschrauben. Passende Schrauben sind dafür aber nicht enthalten, der Hersteller nennt diese Option aber auch nicht. Richtung Front ist ebenfalls eine Öffnung vorhanden, damit man hier bis zu drei 120mm Lüfter verbauen kann. Für Radiatoren inklusive Lüfter reicht der Platz hingegen nicht aus.
Um Kabel am Mainboard-Tray befestigen zu können, hat der Hersteller immer vier Löcher im Quadrat angeordnet und die Stege leicht ausgeformt. Eine interessante Lösung, die nur mit sehr schmalen Kabelbindern funktioniert. Die Funktion der weiteren Löcher wird man auf der folgenden Seite erfahren.
Unterhalb der Tray-Öffnung können an Brackets zwei 2,5" Laufwerke montiert werden. Interessanterweise befindet sich direkt dahinter eine Montage-Vorrichtung wie sie bspw. auch beim Lian Li TU150 vorhanden ist. Vor dem Netzteil ist zudem ein Käfig vorhanden, dessen Funktion ebenfalls auf der folgenden Seite genauer beleuchtet wird.
Hardware-Einbau
Den Anfang macht der Festplattenkäfig. Durch Lösen der beiden Rändelschrauben lässt er sich herausziehen. Das Einschieben fällt etwas hakelig aus. Hier lässt sich ein 3,5" Laufwerk sowie zwei 2,5" Laufwerke montieren. Der zweite kleinere Datenträger versteckt sich unter dem Bracket, von dem also in der Summe drei vorhanden sind. Sie lassen sich alternativ auch auf dem Tunnel anbringen. Ohne zusätzliche Halterung kann man auch am Tray noch zwei 2,5" Festplatten anschrauben. Für so ein kompaktes Gehäuse keine schlechte Ausbeute. Negativ kann man anmerken, dass es keine Entkopplung für das große Laufwerk gibt.
Das Netzteil muss von hinten in den Tunnel eingeschoben werden. Eine Längenbeschränkung nennt der Hersteller nicht. Wenn man den Käfig entfernt, ist man theoretisch auch nicht beschränkt. Vorteil ist hier aber auch schon, dass der Käfig nicht so hoch baut. Die Kabel lassen sich somit auch darüber verlegen. Oft gibt es hier schon Konflikte. Deutlich länger als das verwendete be quiet! Straight Power 11 650W (160mm) sollte, wenn man den Käfig nutzen will, das Netzteil aber nicht wirklich sein.
Das Verlegen der Kabel ist an sich kein Problem, wobei die "interessanten" Kabelführungen sich nicht als so toll herausgestellt haben. Vor allem für das EPS-Kabel gibt es aber keine Möglichkeit zur Befgestigung.
Im Innenraum zeigte sich zudem, dass das Netzteil so eng am Tunnel sitzt, dass man die hintere Durchführung im Tunnel nicht nutzen kann, was schon ärgerlich ist. Ansonsten wirkt der Aufbau bis auf den unteren Bereich eigentlich schon recht aufgeräumt bzw. lässt sich gut nutzen.
Mit verbauter Grafikkarte zeigt sich, dass diese auch noch einen Lüfter in der Front zugelassen hätte. Sicherlich keine schlechte Idee, wenn man sich ein potentes System einbauen will.
Lüfter & Wasserkühlung
Das Fara B1 sehr knapp bemessen ist, wurde der verfügbare Platz nicht mit Radiatoren für Custom-Loops getestet, sondern einfach zur SilverStone Permafrost PF240 gegriffen. Diese lässt sich selbst mit dem "dicken" ASUS ROG Strix X299-E Gaming II im Top verbauen. Beim RAM gibt es dann keine Konflikte, was aber auch daran liegt, dass bei diesem Board diese etwas weiter unten sitzen. Auch sollte man alle Stecker im oberen Bereich zuvor eingesteckt haben.
Auch in der Front lässt sich die All in One Wasserkühlung verbauen. Hier verringert sich natürlich dann der Platz für Grafikkarten. Wie man aber auch sehen kann, könnte der Platz für einen 280mm Radiator knapp werden, da das Front-Panel genau über diesem zu verorten ist.
Testsystem vorgestellt
Unsere Gehäusetests werden nach einem standardisierten Prinzip durchgeführt. Wie wir testen kann wie gewohnt in unserem Gehäuse-Testsystem nachgelesen werden. Auf diese Art und Weise ist eine Vergleichsmöglichkeit aller Testberichte im Bereich von Gehäusen gegeben.
AMD Ryzen ATX-Gehäuse Setup | ![]() ![]() ![]() | |
Prozessor: | AMD Ryzen 7 2700X | |
Mainboard: | MSI MPG X570 Gaming Edge WiFi | |
Storage: | OCZ Vector 180 - 240GB | |
Kühlung: | be quiet Dark Rock 4 | |
RAM: | 2x8GB HyperX Fury RGB DDR4-3200 | |
Netzteil: | be quiet! Straigt Power 11 650W | |
Grafikkarte: | MSI Radeon RX 5700 XT Gaming X | |
Betriebssystem: | Windows 10 | |
Grafiktreiber: | Adrenalin 19.11.1 | |
Temperaturmessung
Um Bild der thermischen Fähigkeiten eines Gehäuses aufzuzeigen haben wir zwei Lastszenarien, oder besser gesagt zwei Betrachtungsweisen derer dokumentiert. Grundlegend wird für die Tests die Kombination aus Furmark (@ 1024 x 768px – non Fullscreen) + Prime95 „Custom“ (mit 8 Threads weitere Einstellung siehe Screenshot) gleichzeitig betrieben, was im Umkehrschluss einen sehr guten Mix aus Systemauslastung und Praxisnähe darstellt.
- Messung 1: Maximale Drehzahl
- Messung 2: 800 U/min (wird im Mainboard-BIOS eingestellt der Wert)
Dieser Prozess wird jetzt 20 Minuten lang betrieben. Einmal erfassen wir dabei den Averange-Wert (AVG) über die 20 Minuten, sowie in einem separaten Ablauf den Delta T Wert, also die Differenz des Messwertes und der Raumtemperatur. Nach Abschluss der Messverfahren werden die Werte aus AIDA 64 abgelesen. Als Maßeinheit wird logischer Weise auf Grad Celsius gesetzt. Natürlich ist das angewandte Verfahren nicht vor Messtoleranzen gefeit, was also Schwankungen im Bereich von 0,5 Grad Celsius bei den gemessenen Temperaturen möglich macht.
Lautstärkemessung
Gemessen wird mit einem Schallpegelmessgertät "PCE 318". Dieses sitzt festgeschraubt auf einem Stativ und erfasst die Lautstärke 50cm entfernt von der linken Gehäuseseite. Der von uns genutzte Messraum liegt unter 30 Dezibel Grundlautstärke und ist subjektiv beurteilt, mit absoluter Stille zu bezeichnen. Um eine Ausgangsbasis zu haben, wurden zu Beginn die Werte des offenen Aufbaus gemessen, also auf einem Benchtable. Diese folgen später mit in den ersten Berichten und bleiben dauerhaft in der Übersicht bestehen.
Overall-Rating
Das Overall-Rating ist eine Zusammenfassung aller Temperaturen und Messwerte. In der Summe ergibt sich daraus ein Leistungsindikator hinsichtlich der Kühlleistung eines jeden Gehäuses. Wir sind aktuell bemüht die Vergleichsbasis aufzufüllen, so dass alle ermittelten Werte auch in Relation zueinander stehen.
Beim Overall Rating schließt das SilverStone Fara B1 in beiden Einstellungen schlechter als das Cooler Master MasterCase SL600M ab. Das ist aber auch nicht weiter verwunderlich, da das Fara B1 lediglich einen 120mm Lüfter einsetzt, wohingegen beim SL600M zwei 200mm Lüfter verbaut sind. Weitere Einschätzungen lassen sich erst dann treffen, wenn mehrere Gehäuse in der Liste platziert werden.
Bei den Durchschnittswerten und voller Drehzahl rückt das Fara B1 etwas näher an das SL600M heran, woran das im einzelnen liegt, kann man drei Seiten weiter feststellen. Ansonsten lassen sich auch hier noch keine weiteren Einstufungen treffen.
Lautstärkemessung
Die Lautstärke wird aus 50cm Entfernung gemessen, wobei der Mittelpunkt des linken Seitenteils anvisiert wird.
Im Idle kann das Fara B1 gegenüber dem Cooler Master MasterCase SL600M Punkte für die Bewertung gut machen. Der 120mm Lüfter ist bei 800 U/min quasi nicht zu hören. Setzt das System ein, übertönt dieses den Lüfter um längen bzw. wird mehr als doppelt so laut. Im Vergleich mit dem SL600M gibt es hier dann aber eigentlich keine Unterschiede.
Auch bei voller Drehzahl bleibt das Gehäuse recht leise. Das liegt daran, dass der einzelne Lüfter in der Spitze auch nur mit knapp über 1200 U/min dreht. Das dürfte auch ein Grund dafür sein, dass die Performance durchaus verbesserungswürdig ist. Im Vergleich bleibt das Case im Idle weiterhin leiser als das SL600M. Bei Last gibt es wiederrum keine Unterschiede.
Temperaturmessung 800 U/min
Bei 800 U/min des Gehäuselüfters zeigt sich das Gehäuse etwas überfordert. Alle Werte fallen beim SL600M deutlich besser aus. Das ist abver auch kein Wunder. Der Lufstrom fällt beim Cooler Master Gehäuse deutlich höher aus. Vor allem die Grafikkarte erleidet hohe Temperaturen, da sie keine Frischluft erhält. Ein weiterer Lüfter in der unteren Front dürfte schon einiges verbessern.
Bei den Durschnittswerten sieht man, dass die Temperatur der CPU nicht viel schneller ansteigt als im SL600M. Bei den anderen Komponenten sieht es hingegen ähnlich aus wie bei den maximal Werten.
Temperaturmessung max. U/min
Mit mehr Drehzahl anliegend, gewinnt das Fara B1 vor allem bei der CPU. Die Abwärme des be quiet! Dark Rock 4 kann hier nun leichter nach draußen befördert werden. Die anderen Komponenten profitieren nur minimal durch den schneller drehenden Lüfter. Somit bleibt der Abstand bei beinahe allen Komponenten weiterhin recht im Vergleich zum SL600M.
Hier sieht man nun, warum das Overall-Rating beim Durchschnitt so viel besser ausgefallen ist. Die CPU erwärmte sich insgesamt beinahe gleich langsam als im SL600M bzw. sogar langsamer mit einem höheren Endwert. Auch bei den anderen Komponenten ist eine leichte Verbesserung zu sehen.
Fazit
Anfangs wurde die Frage in den Raum gestellt, ob man den geringen Preis des SilverStone Fara B1 auch schnell feststellt. Die Frage kann schon mit "ja" beantwortet werden. Das Gehäuse ist extrem leicht, was auf dünnere Materialien zurückzuführen ist. Zudem erkennt man Stellenweise, dass man scheinbar das Tooling anderer Gehäuse nutzt. Insgesamt geht das aber in Ordnung. Am Konstrukt selbst gibt es nicht viel auszusetzen. So kann man sogar positiv sehen, dass das Fara B1 bis zu fünf 2,5" Laufwerke und ein 3,5" Laufwerk aufnehmen kann. Für die kompakten Abmessungen ordentlich. Auch kann man postiv ansehen, dass man relativ viele Optionen für Lüfter hat und auch All-in-one-Wasserkühlungen verbauen kann. Schade ist hingegen, dass man nur einen 120mm Lüfter verbaut. Die Performance des Midi-Towers fällt damit eher mäßig aus. Im gleichen Zug kann dabei aber auch sagen, das es ziemlich leise arbeitet. Ein weiterer Lüfter in der Front hätte aber nicht geschadet bzw. wird angeraten.
Optisch sind Gehäuse zwar immer subjektiv zu bewerten, das Fara B1 gefällt aber durch die Schlichtheit. Aufwerten kann man es durch einen beleuchteten Lüfter in der Front, wodurch dort das Logo aufleuchten würde. Für das Kabelmanagment ist hinter dem Tray zwar nicht viel, aber ausreichend Platz vorhanden, sodass man durch die Glasscheibe ein aufgeräumtes System in Augenschein nehmen könnte.
Aktuell ist das SilverStone Fara B1 für ~50€ zu bekommen, also schon sehr günstig. Ist wird sich in Zukunft weiter zeigen müssen, ob der Preis angemessen ist. Nach aktuellem Testbestand lässt sich dies noch nicht ganz sagen. Wem es gefällt, sollte aber noch einmal in mindestens einen weiteren Lüfter investieren.
SilverStone Fara B1