Android, Windows Phone 8 und iOS – so heißen die drei Betriebssysteme, welche auf den aktuellen Smartphones um die Gunst der Käufer buhlen. Und sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch welches Betriebssystem ist das beste? An welchen Punkten muss noch nachgebessert werden? Gibt es überhaupt das perfekte Betriebssystem? Einen Vergleich der verschiedenen Benutzeroberflächen und Funktionen, vor allem im Hinblick auf Windows Phone 8.1, lest ihr auf den folgenden Seiten.
Wer kennt es nicht? Der Kauf eines neuen Smartphones steht an, und man wird quasi erschlagen durch die Fülle an Geräten auf dem aktuellen Markt. Doch bevor man sich die Frage stellt, welcher Hersteller denn der Passende ist, überlegt man sich, welches Betriebssystem man denn überhaupt benutzen möchte. Die drei größten Betriebssysteme sind aktuell Google`s Android 4.4 (KitKat), Microsoft`s Windows Phone 8.1 und iOS 7.1.2 von Apple. Und sie alle unterscheiden sich in manchen Punkten sehr deutlich voneinander. In diesem Artikel möchten wir die Unterschiede der Betriebssysteme herausarbeiten und bewerten, und Ihnen dadurch die Auswahl etwas einfacher machen.
Android – Der König der Individualisierung
Als erstes werfen wir einen genaueren Blick auf das Betriebssystem des Internet-Riesen Google. Was hier direkt auffällt: Jeder Hersteller lässt seine Smartphones in einem anderen Gewand erstrahlen, denn Android ist das einzige OS, welches dem Hersteller die komplette Individualisierung erlaubt. Daher kann es sein, dass ein Umstieg von einem LG auf ein Samsung größer ausfällt als eigentlich gedacht. Man muss sich quasi komplett umgewöhnen, obwohl die Software auf dem ersten Blick die Gleiche ist. Allerdings gelten diese Möglichkeiten auch für den User selbst. Folgende Screenshots wurden auf dem selben Smartphone nur mit alternativen Launchern (Apps, welche die "Startseite", die sogenannten Homescreens verändern) aufgenommen wurden.
Was allerdings alle Android-Systeme in der Regel gemeinsam haben, sind die Homescreens, welche in der Anzahl variieren können und der App-Drawer, also eine Übersicht von allen installierten Apps. So kann man die Homescreens nach eigenen Belieben anpassen, also entweder komplett aufgeräumt und schlicht, oder vollgepackt mit nützlichen Widgets, zum Beispiel zur Kontrolle der Musik. Dazu gesellt sich die sehr nützliche Benachrichtigungsleiste am oberen Bildschirm, welche durch einen Wisch nach unten ausgeklappt werden kann. Hier findet man neue Benachrichtigungen (SMS, verpasste Anrufe) kann direkt schnelle Einstellungen vornehmen (WiFi, Daten, GPS usw).
Ein deutlicher Nachteil der Anpassungen der Hersteller ist das teilweise extrem lange Warten auf Software-Updates. Erst nachdem das Update von Google freigegeben wurde, können die Hersteller die langwierige Arbeit an eigenen Updates beginnen. Vor allem bei Low-Budget-Geräten gibt es häufig gar keine Updates, egal ob bei LG, Samsung oder bei anderen Firmen. Dass es besser geht, zeigen Hersteller, welche sich mit ihrer Oberfläche sehr nah an Stock-Android (Googles Vorgaben) bewegen (z.B. Motorola), oder direkt Googles eigene Nexus-Serie (aktuell gibt es das Nexus 4, 5, 7 und 10). Beispiele anderer Hersteller sind das Motorola Moto X, welches Android 4.4 sogar vor den Nexus-Geräten erhielt.
Vielfältig und Offen
Der wohl größte Vorteil an Android ist die nahezu unendliche Auswahl an Geräten. Egal in welchem Preisbereich, egal welche Sonderwünsche der Kunde hat, bei Android gibt es für Jeden das passende Gerät. Allerdings gibt es auch das Problem, dass der Markt von unnötigen Geräten der großen Hersteller überschwemmt wird – und gleichzeitig deutlich bessere Geräte von kleinen Herstellern übersehen werden. Laut Statistiken ist Samsung aktuell der einzige Hersteller, der mit dem Verkauf Android-Smartphones großen Gewinn macht.
Die Vielfältigkeit geht im Appstore (Google Play) weiter. Für wirklich jedes Bedürfnis gibt es hier die passende App, für die meisten Sachen sogar mehrere Verschiedene, sodass man den Favorit selber auswählen kann. Allerdings ist die Qualität mancher Apps nicht ganz so hoch wie bei iOS, wenn auch vor allem Apps von großen und bekannten Herstellern mittlerweile auf dem selben Niveau angekommen sind.
Allerdings ist Android weiterhin das einzige OS, mit dem man Standard-Apps ändern kann. Neuer Musik-Player, mit dem dann alle Dateien geöffnet werden? Eine alternative Tastatur? Ein anderer Datei-Browser? Bei Android ist das alles kein Problem, bei den anderen Betriebssystemen ist dies ohne weiteres nicht möglich, auch wenn Apple bei dem kommenden iOS 8 zumindestens alternative Tastaturen erlauben wird.
Ein weiterer großer Vorteil von Android ist, dass es komplett offen ist. So kann man Dateien aus dem Internet direkt aufs Handy laden, das Gerät als USB-Stick missbrauchen oder Dateien direkt vom PC aufs Handy laden, ohne ein Extra-Programm benutzen zu müssen. Wer einen Schritt weiter gehen möchte, kann sogar eigene Betriebssysteme, welche auf Android basieren, auf seinem Smartphone installieren.
Nur für Technik-Profis?
Google muss sich oft nachsagen lassen, dass Android als Betriebssystem deutlich komplizierter wäre als das der Konkurrenz. Doch stimmt das wirklich? Jein! An sich ist es nicht schwieriger ein Android-Smartphone zu bedienen, als z.B. eines mit Windows Phone. Allerdings machen es die Anpassungen der Hersteller sehr schwierig, von einem auf das andere Gerät zu wechseln, da jeder Hersteller eigene Features, Designs und Menüstrukturen aufweist. Des Weiteren sind bei vielen Smartphones manche Apps, wie z.B. dem Musikplayer, gleich zwei Alternativen installiert (vom Hersteller und von Google selber). Dies kann vor allem für Smartphone-Neulinge verwirrend wirken.
Des Weiteren stimmt es tatsächlich, dass manche Menüs bei Android sehr verschachtelt sind und man zu einigen Einstellungen nur durch unnötige Untermenüs kommt. Man gewöhnt sich zwar recht schnell daran, allerdings hätte es häufig deutlich bessere Lösungen gegeben.
iOS 7 - Einfach und Schnell
Wer beim Smartphonekauf auf ein möglich einfaches System achtet, für den ist iOS die richtige Wahl. Am meisten fällt hier der Verzicht auf Menüebenen auf, so dass alle installierten Apps direkt auf den Homescreens landen. So etwas wie einen App-Drawer sucht man vergebens, auch Widgets gibt es nicht. Die einzige Möglichkeit, den Homescreen zu individualisieren, sind das Erstellen von Ordnern. Auch in den Einstellungen sucht man vergeblich nach verschachtelten Untermenüs, alles geht hier schnell und intuitiv von der Hand. Durch den Verzicht auf die zusätzliche Menüebene wird das System sehr vereinfacht, allerdings leidet vor allem bei vielen installierten Apps schnell die Übersicht.
Ein Nachteil – und gleichzeitig auch Vorteil im Gegensatz zu Android – ist, dass iPhones die einzigen Smartphones mit iOS sind. Daher gibt es sehr schnell Updates für alle Geräte, auch nach langer Zeit noch. Das iPhone 4 aus dem Jahre 2010 hat immer noch iOS 7.1 (2014) bekommen. So einen langen Support findet man bei Android bei keinem Hersteller. Auch die perfekte Anpassung an das jeweilige Gerät sorgen dafür, dass iOS bei vergleichbarer Hardware deutlich stabiler und flüssiger läuft als Android. Der Nachteil dabei ist allerdings, dass Kunden, denen das iPhone nicht gefällt, dementsprechend auch nicht auf andere Geräte mit iOS ausweichen können.
Perfektes (geschlossenes) Ökosystem
Das Ökosystem, welches Apple auf die Beine gestellt hat, ist konkurrenzlos. Die Synchronisation zwischen verschiedenen Apple-Produkten funktioniert hervorragend. Des Weiteren gibt es in Apples Appstore sowohl qualitativ als auch quantitativ die höchste Dichte an Apps. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass iOS sehr geschlossen ist. Man kann weder Dateien aus dem Internet direkt auf das Smartphone laden (nur mit Zusatz-Apps möglich), noch das Gerät als USB-Stick an den PC anschließen. iTunes zur Synchronisation ist Pflicht, und wenn ein Dateiformat nicht unterstützt wird, bekommt man es nicht auf das Smartphone.
Auch das Ersetzen von Standardanwendungen ist, im Gegensatz zu Android, nicht möglich. Allerdings werden, wie bereits angesprochen, im kommenden iOS 8 zumindest alternative Tastaturen möglich sein.
Ein Hauch von Android
In den neueren Versionen lies es sich Apple nicht nehmen, die Mitteilungszentrale am oberen Bildschirmrand zu übernehmen. Hier werden – wie bei Android – alle Benachrichtigungen gesammelt. Wenn man auf dem Lock- oder Homescreen von unten nach oben wischt, öffnen sich die Schnelleinstellungen, wo man – ebenfalls wie bei Android – schnelle Einstellungen vornehmen kann. Dies hat den Komfort nochmals deutlich erhöht, da man vorher für alle Einstellungen umständlich ins Menü musste. Allerdings sind Vorwürfe, dass Apple hier von Android geklaut hat, nicht ungerechtfertigt.
Windows Phone - Das "Neue"
Windows Phone 8 unterscheidet sich bereits auf dem ersten Blick direkt von den Konkurrenten - anstatt von Icons als App-Verknüpfungen kommen hier neuartige Kacheln zum Einsatz, welche sich in drei unterschiedlichen Größen auf dem Homescreen platzieren lassen. So passen maximal vier Kacheln nebeneinander (kleinste Größe), seit Windows Phone 8.1 (aktuell als Entwicklervorschau verfügbar) sogar bis zu Sechs. Diese sogenannte dritte Kachelreiche ist allerdings nur auf Bildschirmen oberhalb von 4.5" zu empfehlen. Hervorzuheben sind die Live-Kacheln, welche zum Beispiel bei der Galerie direkt eine Vorschau über geschossene Fotos zeigt.
Individuell gestalten lässt sich Windows Phone ebenfalls. Man kann zwischen verschiedenen Farben auswählen, sowie zwischen zwei Aktzentfarben für den Hintergrund. Dieses Design wird dann für alle Systemapps, sowie für einige 3rd-Party-Apps übernommen. Dadurch lässt sich Windows Phone, zumindest optisch, den eigenen Bedürfnissen anpassen, auch wenn einige Kacheln von Apps diese Optik zerstören (siehe Screenshots). Seit Windows Phone 8.1 gibt es auch transparente Kacheln mit einem auswählbaren Hintergrund, allerdings gibt es auch hier das Problem, dass dies nicht für alle Kacheln gilt.
Einfach, einfacher, Windows Phone
Mit einer sehr simplen Bedienstruktur und der guten Übersichtlichkeit kommt Windows Phone vor allem Einsteigern entgegen. So gibt es einen Homescreen, auf dem man die bereits angesprochenen Kacheln ablegen kann. Durch einen Wisch nach rechts gelangt man zu einer Liste aller installierten Apps, welche alphabetisch sortiert sind. Diese Sortierung lässt sich nicht ändern. Was bei wenigen installierten Apps noch wunderbar funktioniert, kann bei sehr vielen Apps extrem unübersichtlich werden. Man kann diese Liste auch nicht in verschiedenen Ordnern zusammenfassen.
Die sehr einfache Bedienung setzt sich über gesamte System hinweg fort, sowohl die Systemapps als auch die Einstellungen sind sehr einfach, verschachtelte Untermenüs findet man nur sehr selten. Wer also ein erstes Smartphone für die eigene Mutter, die sich mit der aktuellen Technik nicht auskennt, und dabei nicht 500€ oder mehr für ein iPhone ausgeben möchte, ist mit Windows Phone am besten beraten. Zum Beispiel mit dem Lumia 520 für 100€, denn auch auf diesem Gerät läuft Windows Phone flüssig, was bei einem Androiden für den Preis nicht denkbar wäre.
Mängel in der Technik
Der größte Nachteil von Windows Phone ist das weiterhin deutlich kleinere Appangebot im Gegensatz zu Android und iOS. Zwar findet man trotzdem für alle nötigen Sachen eine App, allerdings ist diese qualitativ meistens deutlich schlechter. Dies ist daran erkennbar, dass manche Apps nicht das von Windows Phone vorgegebene Design benutzen, sondern ein billiger Klon von den iOS- und Androidapps sind (z.B. Spotify). Außerdem werden auch bei Windows Phone mittlerweile Features von der Konkurrenz abgeschaut , wie z.B. die Benachrichtigungsleiste und die Schnelleinstellungen.
Dies liegt hauptsächlich daran, dass Windows Phone noch deutlich jünger ist als iOS und Android ist. So gibt es diese schon seit 2007 bzw. 2008, während Windows Phone erst 2011 auf den Markt kam. So wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis Windows Phone, vor allem apptechnisch, auf dem Niveau der Konkurrenz sein wird.
Fazit
Kommen wir nun zur alles entscheidenden Frage: Welches ist das beste Smartphone-OS? Die klare Antwort ist: Es gibt nicht "das" beste Betriebssystem. Alle drei haben ihre Vor- und Nachteile. Da wäre zum Beispiel die hohe Geräteauswahl und Anpassbarkeit von Android, allerdings muss man hier teilweise sehr lange auf Firmware-Updates warten. Zudem ist die Performance vor allem auf günstigen Geräten nicht sehr gut. iOS hat diese Nachteile nicht, jedoch ist man hier zum Kauf eines recht teuren iPhones gezwungen. Windows Phone hat diese Nachteile ebenfalls nicht, allerdings gibt es vor allem technisch noch sehr viele Mängel. Auch die Geräteauswahl ist nicht so groß wie bei Android.
Für Android spricht...
- ... die nahezu unendliche Anpassbarkeit
- ... die große App- und Geräteauswahl
Gegen Android spricht...
- ... die vergleichsweise schlechte Performance
- ... die recht hohe Hürde für Technikanfänger
Für iOS spricht...
- ... das einfache und schnelle System
- ... das perfekte Ökösystem
Gegen iOS spricht...
- ... die Geschlossenheit
- ... die winzige Geräteauswahl
Für Windows Phone spricht...
- ... die neuartige, frische Optik
- ... das anfängerfreundliche und flüssige System
Gegen Windows Phone spricht...
- ... die geringe App-Auswahl
- ... dass es der Konkurrenz hinterherhinkt
Abschließend lässt sich also sagen, dass man vor dem Smartphone-Kauf auf jeden Fall mehrere Geräte und vorallem sein Wunschprodukt ausprobieren sollte, zum Beispiel bei Freunden oder im Elektronik-Fachhandel. Trotzdem hoffen wir, dass der Artikel einen ersten Überblick über die doch sehr unterschiedlichen Systeme geben und bei der etwaigen Kaufentscheidung helfen konnte.