MIY App
Wie es sich für einen Bluetooth-Kopfhörer gehört, kann auch der beyerdynamic Amiron Wireless auf eine App zurückgreifen. Diese heißt MIY und ist für Android und iOS erhältlich. Das entscheidende dieser App ist die Klang-Personalisierung, welche in zwei Stufen erfolgen kann. Zum einen kann lässt sich der Klang des Amiron Wireless schon etwas personalisieren lassen, indem man Geschlecht und Alter angibt. Genauer wird es mit der zweiten Stufe. Hier muss man mit jedem Ohr einen Hörtest vollziehen, bei welchem Töne verschiedener Frequenz und Lautstärke abgespielt werden. Man muss deren gehörte Länge auf dem Display des Smartphones angeben, woraus am Ende dann das Hörvermögen via Algorithmus bestimmt und ein entsprechendes Profil angelegt wird. In der Summe braucht man für den Ablauf nicht mehr als ~5min. Anschließen lässt sich die Personalisierung de- oder aktivieren sowie die Stärke festlegen. Der Hersteller empfiehlt eine Anpassung auf 50%.










Im zweiten Reiter lässt sich eine sogenannte Hörerstatistik einsehen. Hier wird das Tagespensum angezeigt, wobei der Hersteller bzw. die App eine Empfehlung ausspricht. Ob man sich dieser fügt, bleibt jedem selbst überlassen. Interessant ist das Features aber schon.



Das dritte Kapitel hat ebenfalls einen informierenden Charakter. Hier werden einem in aller Ausführlichkeit alle Befehle der Touch-Bedienung offenbart. Wie man sehen kann, wird alles nötige abgedeckt. Vor allem bei der Eingewöhnung ist diese Übersicht hilfreich, da man sicherlich nicht direkt alle Befehle parat hat, aber dennoch nicht in der Anleitung nach blättern muss.










Im letzten Abschnitt kann man noch drei weitere Einstellungen treffen. Zum einen lässt sich die Helligkeit der LED am Gerät justieren. Da man diese sowieso nicht sieht, wenn man das Gerät trägt, kann man sie unserer Meinung nach ruhig auf Dunkel stellen. Zum anderen lassen sich die Sprachansagen und der persönliche Sprachassistent deaktivieren. Hier muss man selbst entscheiden, ob man beim Starten des Kopfhörers jedes mal die Info über den Akkustand und den Verbindungs-Codec übermittelt bekommen braucht.


Mit dem Personaliserungsprozess bietet der Kopfhörer also ein interessantes Feature und auch die integrierte Bedienungsanleitung ist eine gute Idee. Was der ein oder andere evtl. vermissen könnte, ist ein Equalizer. Der Hersteller vertraut seiner Abstimmung des Amiron Wireless und seinem Algorithmus scheinbar so sehr, dass man eine eigene Anpassung des Klangs nicht für notwendig hält. Notfalls muss man hier auf einen Equalizer des Zuspielers zurückgreifen. Der verwendete Sony NW-ZX2 (Kabelbetrieb) sowie das Huawei P20 Lite (aptX HD) könnten diesen bspw. zur Verfügung stellen. Auch am PC (aptX LL) kann mittels Nahimic der Sound angepasst werden, insofern erwünscht.
Klangcheck
Grundsätzlich ließ sich feststellen, dass die Performance des beyerdynamic Amiron Wireless mittels aptX HD gefälliger ist, als via Klinke-Kabel am Sony Hi Res-Player. Der Kopfhörer legt hier nicht nur in puncto Qualität zu, sondern auch was den Pegel angeht. Erstaunlich, da er nur eine Impedanz von 32 Ohm vorweist. Für eine angemessene Fütterung sorgt einmal mehr Tidal HiFi, welches Titel als Losless FLAC mit bis zu 4608 kbit/s (Tidal Masters) liefert. Dies braucht es auch um den Amiron auf den Zahn zu fühlen. Ist man Nutzer von Spotify bzw. anderen Streaming-Diensten mit geringer Audio-Qualität, sollte man sich zweimal überlegen, ob sich die Anschaffung eines "high fidelity" Kopfhörers lohnt.
Wie dem auch sei, den Anfang macht Unsainted von Slipknot. Der Song stellt den Kopfhörer direkt auf die Probe. Gesang, harte Gitarrenriffs, Growlin, ein schnelles Schlagzeug und sogar ein Chor finden sich in einem wilden Wechsel oder sogar gleichzeitig wieder. Ein Problem für den Kopfhörer? Auf gar keinen Fall. Beinahe schon gelassen schüttelt der Amiron den epischen Song aus seinen Ärmeln. Er geht dabei so detailliert an die Sache ran, dass einem nichts entgeht. Beschreibt der Hersteller den Klang als realistisch, zeigt dieser Titel bereits, dass er nicht übertrieben hat.
Nach der Dosis Metal, geht es mit Shoot It Out von T.R.U., 2 Chainz, Sleepy Rose, Worl und Hott Locked N weiter. Der Track wird bestimmt von einem melodischen Bass der inbrünstig wiedergegeben wird, dabei jedoch nicht an Präzision verliert. Auch hier zeigen sich die Mitten sehr natürlich, aber ebenso detailliert, sodass die Stimmen der Rapper echt und klar eingebettet werden. Insgesamt beweist der dabei ein großes Verständnis für Räumlichkeit. Insgesamt macht der Kopfhörer einfach nur Bock.
Neben dem reinen Musik-Hören, sollte der Amiron Wireless aber auch noch weiteren Tests unterzogen werden. Um ihn passend anbinden zu können, wurde der Viflykoo Bluetooth 5.0 Transmitter/Empfänger verwendet, welcher sicherlich nicht das teuerste Gerät ist bzw. nicht in einer Liga mit dem Kopfhörer spielt, aber seinen Zweck hier gut erfüllen konnte. Denn im vorliegenden Fall wurde er mittels Toslink an PC oder TV angeschlossen und konnte die Audio-Signale via aptX Low Latency an den Kopfhörer übertragen. Am TV funktionierte das bereits hervorragend. Egal ob Formel 1 oder Blockbuster, einen Versatz der Geräuschkulisse konnte man nicht wahrnehmen. Natürlich zeigte sich der Kopfhörer auch hier von seiner starken Seite. Er überliefert einem auch hier einen sehr natürlichen Klang, welcher einem das "mitten drin, statt nur dabei" Gefühl vermittelt. Echter Surround Sound wird einem natürlich geboten, die abgelieferte Stereo-Bühne vermittelt aber dennoch ein Gerfühl von Breite und auch Tiefe. Dabei kann man seine eingenommene Sitzposition auch mal verlassen um seinen Flüssigkeitshaushalt wieder auf Vordermann zu bringen. Denn der Empfang des Kopfhörers bleibt auch über keine Distanzen mit Hindernissen stabil.
Da das "Experiment" so gut geklappt hat, sollte der Test am PC folgen. aptX LL soll eine Latenz von 32ms betragen, was für das Gaming eigentlich nicht unbedingt ein Hindernis sein sollte. Auf ging es also mal wieder nach Hope County. Der Ego-Shooter braucht nicht unbedingt die schnellsten Reaktionszeiten, viel mehr profitiert das Spiel von einem guten Klang in soweit, als dass man mehr in das Spielgeschehen eintauchen kann. Genau das ist mit dem Amiron Wireless möglich. Ein paar Schritte mit Cheesburger an der Seite durch das hohe Gras gerannt und schon hat man sich wieder in der offenen Spielwelt verloren. Um es kurz zu fassen: Der Kopfhörer reizt die Tonumsetzung so weit es geht aus, zumindest klang das Spiel bisher mit noch keinem anderen Headset/Kopfhörer so detailliert. Auch eine Runde Counterstrike Global Offensive wurde gewagt. Tatsächlich macht auch hier die aptX LL Funktion einen guten Eindruck, so das Urteil eines nicht kompetitiven Spielers. Die Ortung funktioniert prima und da man den Pegel sehr hoch wählen kann, lassen sich Geräusche schon in weiter Distanz ausmachen. Ob es diese Kombination für Pro-Gamer geeignet ist, sollte selbst verifiziert werden. Auch der Einsatz ist an sich ist schon etwas fraglich für den Premium-Kopfhörer. Es zeigt sich daran aber, dass der Amiron Wireless ein wahrer Allrounder sein kann bzw. könnte.