Lenovo, einer der weltweit führenden PC-Hersteller mit Ursprung in China, plant eine umfassende Neuausrichtung seiner Produktionsstrategie. Das Unternehmen gab auf der Tech World India 2025 bekannt, dass es seine gesamte PC-Fertigung nach Indien verlagern will. Dies geschieht vor dem Hintergrund geplanter Strafzölle der US-Regierung, die Elektronikprodukte aus China und Mexiko mit zusätzlichen Abgaben belegen könnte.
Berichten des taiwanischen Branchendienstes DigiTimes zufolge wird Lenovo seine Produktionskapazitäten in China vollständig abbauen und nach Indien verlegen. Bereits jetzt betreibt das Unternehmen dort eigene Fertigungsstätten, die in naher Zukunft deutlich ausgebaut werden sollen. Ziel ist es, innerhalb der nächsten drei Jahre jährlich bis zu 17 Millionen PCs in Indien zu produzieren. Schon heute verfügt Lenovo über die Kapazität, rund 12 Millionen Geräte pro Jahr in Indien herzustellen. Die Verlagerung dürfte vor allem darauf abzielen, die Abhängigkeit von China zu reduzieren und mögliche wirtschaftliche Nachteile durch neue US-Zölle zu vermeiden.
Bildquelle: news.lenovo.com
Die Entscheidung Lenovos dürfte maßgeblich durch die von der US-Regierung unter Donald Trump geplanten Strafzölle beeinflusst sein. Sollte die US-Regierung wie angekündigt Importzölle von 20 bis 25 Prozent auf PCs aus China und Mexiko erheben, wäre Lenovo erheblich betroffen. Der Konzern hält derzeit einen Marktanteil von 12 Prozent im US-Laptop-Markt und müsste in einem solchen Szenario entweder die Preise für Endkunden erhöhen oder alternative Produktionsstandorte erschließen.
Abbildung: Die Technologie-Branche in Indien boomt, Quelle: invidis.com
Während die Expansion nach Indien Lenovo hilft, sich von den negativen Folgen der US-Handelspolitik abzusichern, birgt dieser Schritt auch Herausforderungen. In China selbst könnte das Unternehmen auf Gegenwind stoßen, da die nationalistische Haltung vieler Kunden dort eine komplette Produktionsverlagerung ins Ausland kritisch sehen könnte. Für den chinesischen Markt ist daher unklar, ob Lenovo langfristig weiterhin inländische Kapazitäten aufrechterhalten wird. Lenovo ist nicht der einzige Hersteller, der auf mögliche US-Strafzölle reagiert. Auch andere große Elektronikunternehmen wie HP haben bereits angekündigt, ihre Produktion außerhalb Chinas zu verstärken. HP plant beispielsweise, bis Oktober 2025 bis zu 90 Prozent der für den US-Markt bestimmten Produkte außerhalb Chinas zu fertigen.
Abbildung: Shopping-Mall in Delhi, Quelle: invidis.com
Lenovos Entscheidung, die PC-Produktion nach Indien zu verlagern, ist ein deutliches Zeichen für die sich verändernden globalen Handelsstrukturen. Der Schritt dürfte dem Unternehmen helfen, wettbewerbsfähig zu bleiben, indem es sich gegen potenzielle wirtschaftliche Sanktionen absichert. Ob Lenovo diesen Wandel ohne größere Markteinbußen, insbesondere in China, bewältigen kann, bleibt jedoch abzuwarten. Auf Nachfragen negierte der Hersteller die kolportierten Gründe und gab lediglich an, ein Teil des wachsenden indischen Technologie-Marktes sein zu wollen.
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